Biographien aus der 8C
Für die 8c markierte der Lesetag das Ende vieler Schreibtage! Gegenseitig stellten sich die Schülerinnen und Schüler die Lebensgeschichten älterer Menschen vor, die sie in vielen Interviewstunden genauer kennen gelernt haben.
Was eigentlich eine Aufgabe aus dem Deutschunterricht war, entpuppte sich als ein Erlebnis, das sie mit Worten wie „aufwühlend, emotional, spannend“ beschrieben. (Der Deutschunterricht in unserer Schule ist in Klasse 8 noch nicht differenziert in E-und G-Kurse, deshalb konnte sich die ganze Klasse daran beteiligen.)
Nicht für alle war es einfach, einen Menschen über 60 zu finden. Die meisten konnten ihre Omas und Opas als Gesprächspartner gewinnen, manche befragten Freunde der Familie und ein Schüler oder zwei schufen sich eine eigen fiktive ältere Persönlichkeit und erfanden deren Lebenslauf. Was einfacher ist? Darüber besteht keine Einigkeit, denn die Gespräche mit den echten „älteren Menschen“ waren manchmal gar nicht so leicht: „Meine Oma ist eher ein stiller Mensch. Und wenn es um das eigene Leben geht, ist sie sowieso nicht so gesprächig. Ich musste alles aus ihr herauslocken.“ „Mein Opa wurde manchmal sehr emotional, denn er hat auch sehr traurige Sachen erlebt, über die er nicht gerne spricht.“ „Ich wusste gar nicht, dass mein Opa zu Fuß aus Thüringen hierhin gekommen ist. Und da war er noch ganz jung. Das ist ganz schön weit. Ich würde das nicht schaffen oder ewig lange brauchen.“ „Wir sind beim Reden spazieren gegangen. Das war ganz gut, machen wir auch sonst nicht so oft.“ „Manchmal mussten wir abbrechen, dann wurde es zu anstrengend. Wir haben uns öfters getroffen.“
Und was fragt man da so? Die 8c hat vorher gemeinsam überlegt, was von Interesse sein könnte und ein paar Leitfragen zusammen gestellt. „Aber es war klar, dass man den Gesprächsverlauf berücksichtigen sollte und daher gab es keinen Katalog, der hier abzuarbeiten war,“ sagt Herr Schmitz, der Deutschlehrer. „Und wir hatten auch vereinbart, dass wir nicht penetrant oder neugierig sein wollen: Keiner sollte gezwungen werden, über etwas zu sprechen, das er nicht erzählen möchte.“
Die Interviewten stammten aus Rheydt und Umgebung, aus anderen deutschen oder ehemals deutschen Gegenden und auch aus dem Ausland, z.B. dem Irak und der Türkei. Als Hauptthemen des Lebens fand die 8c heraus: Die Familie stand an erster Stelle und der Krieg war ein entscheidendes Ereignis und Erlebnis, auch wenn die Großeltern im Krieg noch Kinder waren oder erst geboren wurden. Alle erlebten sehr intensiv die Nachkriegszeit, politische Veränderungen, Vertreibung und Umzüge, Trennungen und Auswanderung. Die Freundschaften, die erste Liebe, Verlobungen und Hochzeiten sind Anlässe, zu denen die Senioren oft auch Fotos beitrugen, die nun die Berichte illustrieren.
All das haben die jungen Autorinnen und Autoren der 8c in ansprechenden Heften oder kleinen Büchern zusammengetragen, die zum Blättern und Nachlesen anregen. Der Lesetag 2016 bot dazu die Gelegenheit: auf allen Tischen lagen die Biografien aus und die Klasse und ihre Klassenlehrer Frau Narancic und Herr Schmitz lasen mit großem Interesse und auch mit Anteilnahme über das bewegte Leben von „über 60-jährigen Personen“ (so das Projektthema), die vor gar nicht so langer Zeit jung waren.
Und wie fanden die Interviewten das ganze Vorhaben und vor allem das Ergebnis? „Mein Opa fand es gut, dass wir so viel miteinander gesprochen haben.“ „Meine Oma fand es überraschend, dass ich so viel Interesse an ihrer Vergangenheit habe.“ „Er hat gesagt: Ich könnte dir noch stundenlang weiter erzählen.“ „Mein Opa war stolz, dass ich seine Geschichte aufgeschrieben habe und nun fast ein Buch daraus geworden ist!“